Reisebericht Moskau: 30.04.- 04.05.2018 von Angela Seipold

 Am 30.04.2018 war es wieder einmal so weit.  Es stand eine Reise nach Moskau an, um unsere Tierheime und russischen Kollegen zu besuchen.

Wir flogen zu zweit, Pia und meine Wenigkeit.

Die letzten Vorkehrungen wurden getroffen, d. h., mein kleiner Handgepäckkoffer für meine Kleidung, zwei große Koffer - einer für die Sachspenden für die Hunde und der andere randvoll gefüllt mit Geschenken für unsere russischen Freunde. Zusätzlich noch eine neue Transportbox, die gespendet wurde. Auch diese randvoll.

Unser Aufenthalt in Moskau war wie jedes Mal bis in die letzte Minute verplant und den Tieren gewidmet. Wir wussten beide, dass es wieder eine anstrengende Reise werden würde und an unseren Kräften zehren würde. Physisch, sowie psychisch. Denn dieses Mal war es anders, wir wussten, dass unsere russischen Tierschützer einen Wettlauf gegen die Zeit vor sich hatten. Viele haben sicherlich schon durch die Medien gehört, dass in einigen Städten sogenannte „Säuberungsaktionen“ für die Fußball-WM stattfinden. Hunde werden auf bestialische Art und Weise von sogenannten „Doghuntern“ getötet.

Die Situation: Die Tierheime sind total überfüllt und am Limit, Pflegestellen maßlos überbesetzt und auch die Auffangstationen in den Tierkliniken quillen mit verletzten Hunden aus allen Nähten. Beste Beispiel ist ja unsere Darya – angeschossen – Bein amputiert und liegt noch in der Tierklinik.

 

Also wussten wir – diesmal wird es heftig…

 

Tag 1 in Moskau:  Tierheim „Sunny“

Nach Ankunft am Abend zuvor, wo wir mit unseren Kollegen gemeinsam beim Abendessen die Planung für die Woche durchgegangen sind, haben wir unseren ersten Besuch in einem Tierheim angetreten. Dort wurde gerade eine kleine Krankenstation fertiggestellt, um Kastrationen durchführen zu können. Dieses Projekt wird sogar staatlich mit einer kleinen Subvention unterstützt, was einen großen Schritt in die richtige Richtung darstellt!

Dieses kleine Tierheim hat eine Kapazität von ca. 85 - 100 Hunden. Hierhin leisten wir schon seit geraumer Zeit Unterstützung zur Vermittlung von Hunden und weisen Sachspenden zu. Dieses Tierheim beherbergt große, kleine und Handicap-Hunde und versucht wirklich das Beste zu bewirken. Dort finden auch wilde Hunde Asyl, die dann durch die tierfreundlichen Mitarbeiter resozialisiert werden, in der Hoffnung ein Zuhause zu finden. Man gibt sich sehr viel Mühe, was ich wirklich lobenswert finde. Die Hunde wurden uns einzeln vorgestellt, einige neue, andere bekannte. Die Auswahl war wieder sehr schwierig, entscheiden zu müssen, bei welchem Hund ist es dringend und wer kann warten. Wir möchten natürlich allen helfen, aber es müssen Prioritäten gesetzt werden …

Nachdem wir mit den Hunden durch waren, haben wir natürlich bei russischer Gastfreundschaft zusammengesessen und unsere Zusammenarbeit reflektiert und weitergeplant.

Zu guter Letzt besuchten wir noch unsere Pflegestelle, wo z.B.  Ardel, Ashuk. Fenja  und Shelya untergebracht sind. Die Tage sind einfach viel zu kurz und vergehen wie im Fluge.

Nach einem arbeitsreichen Tag klang dann bei einem späten Abendessen der Tag aus.

Tierheim Sunny - Fotos


Tag 2 in Moskau: Tierheime „Chance“ und „Hope“ und Pflegestelle

An diesem Tag stand unser privates Tierheim von Liliya auf dem Plan, sowie andere Pflegestellen, wo wir Hunde bis zur Vermittlung untergebracht haben.

Es macht immer wieder Freude zu sehen, wie ein privat geführtes Tierheim in Moskau aussehen kann, wenn man Tierschutz mit dem Herzen betreibt, so wie es Liliya und ihre Mitarbeiter machen.

Das Tierheim „Chance“ hat eine Kapazität von ca. 60-80 Hunden. Auch hier wurden wir wieder sehr freundlich von unseren lieben russischen Mitarbeitern empfangen und es ging, nachdem Vovan, der kleine Sohn von Nastya, seine Geburtstagsgeschenke nachträglich von uns erhalten hatte, ab zu den Hunden.

Wir gingen auch hier neue, aber auch bekannte Hunde durch und begrüßten jeden einzelnen, damit ich mir wieder ein Bild von dem Charakter des Hundes machen konnte. Das ist mir sehr wichtig, damit die Beschreibungen der Hunde auch zutreffen, denn ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass ich die geposteten Hunde persönlich kenne. Aufgrund dieser Tatsache, dass wir nur „uns bekannte Hunde“ posten, fahre ich auch mindestens 1x pro Quartal nach Moskau.

Auch hier war es wieder sehr schwierig Prioritäten zu setzen.

Tierheim Chance - Fotos

Nachdem wir im Tierheim „Chance“ fertig waren, fuhren wir zu unserem „neuen Projekt“ – Tierheim HOPE.

In Zusammenarbeit mit unseren russischen Freunden wird  gerade ein weiteres privates Tierheim gebaut. Die Baumaßnahmen befinden sich noch im Anfangsstadium und es sieht noch verheerend aus, da wir durch die Situation der WM gezwungen waren, provisorische Zwinger zu erstellen, um Hunde vor dem sicheren Tod zu bewahren.

Für dieses Projekt müssen wir noch viele Spenden sammeln, um es ebenso umsetzen zu können wie das Tierheim Chance.

Jede Spende hierfür ist natürlich herzlichst willkommen!

Tierheim Hope - Fotos

Zu guter Letzt besuchten wir noch unsere Pflegestelle, wo Livius und Berry untergebracht sind und gingen mit den Hunden spazieren, um wenn auch nur für kurze Zeit dieser Hölle zu entgehen.  Dieser Gang fiel uns sehr schwer, da das die Art von Pflegestellen sind, die wir zu vermeiden versuchen …

Bei einem privaten Abendessen bei Vlada und Ala ließen wir den Tag hinter uns.

Pflegestelle - Fotos


Tag 3 in Moskau: Tierheim „Eichenwald“

Dieser Tag, das wussten wir, wird der schlimmste der ganzen Woche! Tierheim Eichenwald, dort sitzen momentan ca. 2000 Hunde ein! Die Geräuschkulisse … fast unerträglich, der Geruch ging noch, da es nur 25 Grad waren und etwas windig. Im Sommer ist das unerträglich.

Hier versuchen wir, mit so vielen Hunden wir möglich in den nahegelegenen Park zu gehen, um dem Tierheimalltag zu entfliehen und natürlich zu schauen, wie benehmen sich die Hunde - für uns wieder bekannte, aber auch fremde, neue Hunde. Keiner aggressiv oder böse!  Ich bin schon viel gewohnt, aber es bricht auch mir bei manchen Hunden das Herz, sie wieder zurücklassen zu müssen und die Tränen fließen …

Wir haben es diesmal geschafft mit 30 Hunden zu laufen, Videos aufzunehmen und Fotos zu machen!

Nach dem Abendessen machten wir uns dann daran, unser Bildmaterial zu selektieren und auch schon zeitnah auf unsere Facebookseite zu stellen, denn es gab einige, die schon auf unsere Bilder warteten.

Tierheim Eichenwald - Fotos


Tag 4 in Moskau:  Tierklinik

An diesem Tag haben wir einen Besuch in einer Tierklinik absolviert. Wir haben eine Sondergenehmigung bekommen, um uns die Auffangstation anzuschauen, wo die Kastrationsprojekte laufen. Diese sogenannten Kastrationsprojekte sehen so aus, dass die Hunde auf der Straße eingefangen werden, untersucht, geimpft, entwurmt und kastriert bzw. sterilisiert. Danach mit einer Ohrmarke versehen und dann wieder auf die Straße entlassen, sofern sich keine Organisation findet oder Tierschützer, die den Hund oder die Hunde in Obhut nehmen. Auf der Straße haben diese Hunde momentan meist kaum Überlebenschancen …

Natürlich haben wir auch unsere Darya besucht. Darya liegt dort noch, um vollständig zu genesen…

Es ist eine ernüchternde Tatsache, dass man zwar versucht die Population der Hunde durch Kastrationen einzudämmen, aber die Hunde oft keine Chance haben, auf ein schönes, behütetes Leben in einer Familie.

Auch hier versuchen wir gezielt Hunde rauszuholen und in Pflegestellen unterzubringen, um ihnen eine 2. Chance im Leben geben zu können.

Pflegestellen sind leider rar und sehr teuer in Moskau, was uns oft behindert … finanziell, aber natürlich logistisch sowieso.

Jede Patenschaft, jede Spende hilft einem Hund bei seiner Chance auf ein neues Leben!

Tierklinik - Fotos


Tag 5 : Heimreise

Auf der einen Seite schweren Herzens … auf der anderen Seite natürlich glücklich, die eigenen russischen Fellnasen daheim wieder in die Arme schließen zu können.

 

Natürlich haben wir wieder Hunde mit auf die Reise ins neue Glück genommen!