Moskau - eine emotionale Reise

Man stelle sich vor: Ein Tierheim, mitten in Moskau, in einem Industriegebiet in der Nähe des Moskauer Funkturms. Kein Stromanschluss! Kein Wasseranschluss! Schlimmer als Alcatraz!

Zwei Stockwerke - in einer Gangreihe teils 250 Hunde! Unvorstellbar, auch der Geruch und der Lärm ...

In der Regel kommen auf jeden Helfer ca. 80 Hunde. Ich weiß ja, wie lange es dauert, bis ich meine acht Hunde versorgt habe.

Wenn man durch die einzelnen Gänge geht, trifft man schon auf freilaufende Hunde, die einem freudig bellend und schwanzwedelnd entgegenlaufen, um Streicheleinheiten zu erhaschen und andere, die einen gar nicht wahrnehmen (wollen) - vielleicht, um einfach nur außerhalb ihres Käfigs Ruhe zu finden. Ruhe bei 2000 Hunden!

 

Wenn man nun den ca. 30 Meter langen Gang entlangläuft, begleitet von freundlichen Hunden, trifft man auf unterschiedlichste Hunde-Charaktere. Manche schreien förmlich, um auf sich aufmerksam zu machen, andere verkriechen sich schnell in ihren Hütten, aus Angst vor dem Menschen. Die Atmosphäre kann sich sehr schnell aufheizen.

Es bricht einem das Herz durch die Reihen zu laufen und in alle Knopfaugen zu schauen, die voller Sehnsucht sind, Aufmerksamkeit zu bekommen. Oder, wenn überhaupt, die Chance für einen kurzen Spaziergang mit einem Menschen zu haben. Viele haben seit sie in dem Tierheim sind nicht einmal ihren Käfig verlassen! Manche sogar über viele Jahre nicht!

Ich denke für viele Menschen, die Hunde haben und/oder Tiere lieben, wäre diese Situation unerträglich, sehr traurig und emotional überwältigend. Ich stehe auch oft vor einem Käfig und unterdrücke meine Tränen ...

Aber es hilft nichts ... man muss da durch ... den Hunden zuliebe! Erstes Ziel: So vielen wie möglich ein schönes Zuhause zu ermöglichen und die Umstände vor Ort ein wenig zu verbessern.

Wenn mir meine russischen Kolleginnen die Geschichte hinter manchem Hund erzählen und der Hund trotzdem freudestrahlend und schwanzwedelnd nicht mehr von meiner Seite weicht, nach allem was er erlebt und durchgemacht hat, bestätigt es mir immer wieder, wie charakterstark die russischen Fellnasen sind. Nicht alle, klar gibt es auch ängstliche Hunde, die ihre Zeit brauchen, aber keiner von denen, die ich kennengelernt habe, neigt zu Aggressionen. Keiner!

Viele sind einfach noch wild, auf der Straße geboren. Viele kennen den Menschen nicht, kennen keine Aufmerksamkeit und Liebe, geschweige ein normales, behütetes, geregeltes Hundeleben im Kreise der Menschen.

Andere haben mit sich abgeschlossen, sitzen vielleicht seit Jahren in ihrem Käfig und haben jegliche Hoffnung verloren. Darum bemühen sie sich auch nicht, nach vorne an die Türe zu kommen und ihre Stimme zu erheben.

Meine Aufgabe und die meiner lieben Kolleginnen und Kollegen ist es aber, auch solchen Hunden eine Stimme zu geben, so dass sie gehört werden und eine Chance auf ein Zuhause bekommen!

Ich selbst habe sechs russische Hunde, mit Handicap; misshandelt von Menschen, als Resultat ein Angsthund; verstoßen; missbraucht und ich sage mal „normale Straßenhunde“. Aber ALLE haben ihre Metamorphose hinter sich – und – KEINEN möchte ich missen! Klar, mancher von ihnen nahm sehr viel Zeit in Anspruch, aber es war es wert- die Liebe, Freude und Dankbarkeit, die ich tagtäglich von ihnen erfahre, ist nicht in Worte zu fassen! Ich habe treue Begleiter- Freunde fürs Leben, die mir sehr viel Freude bereiten!

BITTE helfen Sie UNS, damit WIR den Fellnasen helfen können.

Vielen Dank, dass Sie bis zum Schluss dabei geblieben sind und ich verbleibe mit tierischen Grüßen

Angela Alina Seipold

1. Vorsitzende

Tierschutzhunde Russland e.V.